1896 LU Regierungsrat begründet die Einführung der Velonummern

 

Leider sind selten Unterlagen zu finden, aus welchen hervorgeht, weshalb die Velonummern oder Kontrollschilder für Fahrräder eingeführt werden. Den Verordnungen sind lediglich die Regeln und die Organisation rund um die Radfahrerkarten und die Velonummern zu entnehmen. Jedoch sind daraus weder eine Begründung der Massnahmen noch die damit verbundenen Ziele ersichtlich. Selbst in den Protokollen der Regierungsräte sind diese nicht immer zu finden.

Einen klareren Eindruck über Sinn und Zweck vermittelt ein Artikel im «Tagblatt der Stadt Biel», in welchem am 25. Januar 1896 über die geplante Einführung von Radfahrerkarten und Velonummern im Kanton Luzern berichtet wird: «Luzern, Dekret betreffend Kontrollierung der Radfahrer. Es ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, dass auf den öffentlichen Strassen Leute von Velofahrern überfahren und verletzt wurden, ohne dass es gelungen wäre die Fehlbaren für die Folgen ihrer Unvorsichtigkeit verantwortlich zu machen. Die Betreffenden machen sich rasch aus dem Staube, und die Verletzten hatten das Nachsehen. Um eine gewisse Kontrolle über die Radfahrer herbeizuführen und speziell es zu ermöglichen, dass die Verletzten ihre Ansprüche geltend machen können, hat der Regierungsrat nachstehende ergänzende Verordnung betreffend das Fahren mit Velozipedes erlassen».

Wie bereits im Kapitel «1892: Dichtestress in unseren Städten» beschrieben, bestätigt sich auch hier, dass es bei der Einführung der polizeilichen Bewilligung mit der dazugehörenden Velonummer in aller ersten Linie darum geht, den rasch zunehmenden und von der Bevölkerung als bedrohlich empfunde­nen Fahrradverkehr in möglichst geordnete Bahnen zu lenken. Dazu werden rücksichtslose Velo­fahrer mit dem neuen Kontrollschild nun aus dem Schutz ihrer Anonymität geholt. Die Fahrradkenn­zeichen werden im Kanton Luzern per 1. Mai 1896 eingeführt.

Mehr Informationen finden Sie im Schweizer Velonummern Museum: Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen