1900 Fahrradkennzeichen Pionier-Design
1900 Fahrradkennzeichen Pionier-Design
Das Pionier-Design löst bald das “Primär-Design” ab. Im Unterschied dazu wird das Fahrradkennzeichen hinten am Velo befestigt und das kantonale Abzeichen gehört nun fest zum Design. Dabei sind der Gestaltung des Formats (Abmessungen und Form) keine Grenzen gesetzt. Von einigen Kantonen wird dieses Design bis Anfang der 1930er übernommen. Allerdings wird während dieser Zeit das Herstellungsverfahren in drei Phasen laufend vereinfacht und dementsprechend auch geeignetere Materialien verwendet.
Erste Phase
In der ersten Phase besteht das Pionier-Fahrradkennzeichen aus drei übereinanderliegenden Schichten. Mit dem unteren “Unterlagsblech” aus massivem Eisen, wird die Stabilität der Konstruktion sichergestellt. Das obere Blech ist aus dünnem Aluminium oder Blech; darin sind die Registrierungsnummer und die Umrisse des Kantonswappens ausgestanzt. Dazwischen liegt ein dünnes schwarzes Blech, das den Kontrast für die Lesbarkeit herstellen soll. Auf diesem Zwischenblech wird ggf. auch die Farben für das Kantonswappen aufgetragen. Nun werden die drei Bleche übereinandergelegt. Auf diese Weise wird der Effekt der schwarzen Buchstaben und Zahlen sowie das farbige Kantonswappen erzeugt. Die Bleche werden mit Nieten zusammengehalten [BILD]. Dieses Verfahren wird von einigen Kantonen bis ca. 1915 beibehalten.
Zweite Phase
Die folgende Phase unterschied sich dadurch, dass das obere Alu-Blech nicht mehr ausgestanzt, sondern die Ziffern und die Form des Wappens eingepresst und die Farben anschliessend direkt darauf aufgetragen werden. Damit entfällt auch das schwarze Blech in der Mitte der Konstruktion [BILD].
Dritte Phase
In der letzten Phase werden die Fahrradkennzeichen aus massivem Aluminium-Blech hergestellt. Inzwischen ist es möglich dieses Metall in stabiler Stärke einfacher zu bearbeitet. Die Ziffern und Buchstaben können nun direkt in das dicke Aluminium eingeprägt werden. Damit kann nun auch auf ein “Unterlagsblech” verzichtet werden und die Nieten werden ebenfalls überflüssig [BILD].
Nach wie vor hat die Nummerierung als Element des Fahrradkennzeichens, die mit Abstand grösste Bedeutung. Nun kommt jedoch auch ein Merkmal für den Kanton, der das Kennzeichen ausgegeben hat hinzu. Eine Jahreszahl für die Gültigkeitsdauer wird erst langsam und nur von einzelnen Kantonen eingeführt. Die Hauptfunktion dieser Fahrradkennzeichen ist also immer noch die eines Kontrollschilds. D.h. es dient in erster Linie zur Kontrolle, ob das Fahrrad für den Verkehr zugelassen ist. Für diese Kontrolle ist es wichtig, dass die Identifikation des Fahrrads bzw. dessen Halter, wie heute noch bei Autos, auch aus einiger Distanz noch möglich ist. Deshalb sind die Ziffern der Registrierungsnummer bis zu 4 cm gross.
Das Design der Pioniere wird jedoch nicht von allen Kantonen übernommen. Insbesondere die Kantone der Westschweiz machen mit dem “Eisen-Design” selbstbewusst ihr eigenes Ding [BILD]. Am längsten hält der Kanton Bern dem Pionier-Design die Treue; es wird dort erst 1935 durch das Banderolen-Design abgelöst.
Mehr Informationen finden Sie im Schweizer Velonummern Museum: Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen
Bild: Beispiel “Pionier-Design”
Kanton: Luzern
Jahr: ca. 1906-1910
Sammlung: Stefan Hotan