1915 FL Einführung der Nummerntafeln in Liechtenstein
1915 FL Einführung der Nummerntafeln in Liechtenstein
Obwohl das Landesarchiv in Vaduz, sowie mehrere Gemeindearchive für uns nachgeforscht haben, ist die Einführung der Fahrradkennzeichen in Liechtenstein nur lückenhaft dokumentiert. Zusätzliche Komplexität entsteht dadurch, dass im Gegensatz zu den Schweizer Kantonen im Fürstentum zum Teil zeitgleich zwei verschiedene Systeme nebeneinander existieren.
Sicher ist, dass im Fürstentum die Nummerntafeln, wie sie dort genannt werden, vor einer staatlichen Lösung, durch die Radbund-Vereinigungen ausgegeben werden. Beim ersten uns bekannten Kennzeichen aus Liechtenstein handelt es sich um ein Email-Schild des Radfahrerbunds «Adler» der Gemeinde Eschen (R.B.A.), welcher 1915 gegründet wurde. Das Kennzeichen mit der Nummer 51 stammt also vermutlich aus dem Jahr 1915 [BILD]. Diese Datierung deckt sich mit der Ausgabe von Email-Velonummern in der Schweiz, welche ihre Blütezeit bei uns zwischen 1912 und 1920 haben.
Auch der Grund für die Einführung der Nummerntafeln in Liechtenstein unterscheidet sich grundlegend von jenem der Schweizer Velonummern. Die Entstehung der Nummerntafeln wird in im Buch «100 Jahre Radsport in Liechtenstein, 60 Jahre RV Schaan», herausgegeben vom Radfahrverein Schaan, Schaan, 1987 wie folgt geschildert:
In den Jahren nach 1910 formierten sich in den meisten Gemeinden unseres Landes Radbund-Vereinigungen, welche den Zweck hatten, den Mitgliedern durch Ausgabe der sogenannten Triptik-Karten (dreiteiliger Grenzübertrittsschein) den Grenzverkehr zu erleichtern. Dazu als Beispiel ein Statutenauszug des 1913 mit 51 Mitgliedern – übrigens wohlverstanden ausschliesslich Männer – gegründeten «Radfahrerbund Schaan»:
- 1 Zweck: «Seinen Mitgliedern den Grenzverkehr gegen das Ausland zu erleichtern».
- 4 Pflichten: «Der Radfahrerbund haftet solidarisch für Radschmuggeleien, welche von Mitgliedern verübt werden. Jedes Mitglied ist verpflichtet, seine Nummerntafel vorschriftsmässig an seinem Rad anzubringen und auch das Mitgliederbüchlein mitzuführen. Etwaiger Radschmuggel ist sofort dem Präsidenten anzuzeigen».
- 5 Endigung der Mitgliedschaft: «Wer die vom Auslande gewährten Verkehrs-Begünstigungen missbraucht, so kann er durch die Versammlung ausgeschlossen werden».
Weitere Radbund-Vereinigungen waren: «Liechtensteiner Schwalben» (gegründet 1898), «Edelweiss» Vaduz (1911), «Taube» Balzers (1912), «Adler» Triesen (1912), «Gemütlichkeit» Nendeln (1914), «Alpenrose» Schellenberg (1914), «Adler» Eschen (1915), Radfahrerverein Mauren (1917) und Radfahrerverein Ruggell (1919). Bereits um 1906 existierte übrigens auch «Radfahrerclub Triesen», … der jedoch bald wieder aufgelöst wurde, nachdem er keine besonderen Aktivität entwickelt hatte.
Also ist der Schmuggel von Fahrrädern im Grenzverkehr mit Österreich offenbar derart gravierend, dass jede Person, welche die Grenze zu Österreich mit dem Fahrrad überqueren will, eine Kaution (Fahrradsteuer, Fahrradtaxe) von 30’000 Österreichische Kronen hinterlegt muss (Stand Oktober 1921). Der eigentliche Zweck der Radfahrervereinigungen war also die Entrichtung dieser Kaution mit einer solidarischen Bürgschaft für ihre Mitglieder aus der Welt schaffen [DOKUMENT].
Trotz dem ähnlichen Design und den identischen Informationen darauf, haben die Nummerntafeln von 1915 in Liechtenstein, im Gegensatz zu den Velonummern in der Schweiz, also nichts mit der Erhebung von Fahrrad-Gebühren durch den Staat zu tun. Die Erhebung von Fahrrad-Steuern wird im Fürstentum erst im Jahr 1921 eingeführt (siehe weiter unten).
Mehr Informationen finden Sie im Schweizer Velonummern Museum: Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen