1925 Graubünden gegen kantonales Strassenverkehrsgesetz
1925 Graubünden gegen kantonales Strassenverkehrsgesetz
Die Motorisierung des Strassenverkehrs begann im Kanton Graubünden mit einem Automobilverbot. Mit diesem radikalen Entscheid befand man sich zuerst in guter Gesellschaft mit manchen Landkantonen, die das neue Oberschichtsvergnügen mindestens mit einem Sonntagsfahrverbot unterbanden. Dann aber wurde der Kanton Graubünden damit immer mehr zum europäischen Unikum.
Ein erstes Automobilverbot wurde 1900 erlassen. Es sollte die anderen Strassenbenützer, die Anwohner und die Strassen selbst vor dem neuen Verkehrsmittel schützen. Es galt aber auch dem Schutz der am traditionellen Verkehr verdienenden Bauern und Fuhrhalter vor der sich abzeichnenden neuen Konkurrenz. Und schliesslich hatte sich der Kanton eben erst in den Besitz der Aktienmehrheit der RhB gesetzt, der nicht schon durch ein neues Verkehrsmittel das Wasser abgegraben werden sollte. Mit den Jahren ergab sich über die Frage des Automobilverbots ein zunehmender Widerspruch zwischen der Regierung sowie Tourismuskreisen und dem Volk, der von 1907 bis 1925 zu zehn umstrittenen Volksabstimmungen über das Verbot führte. Erst als die Aufhebung des Verbots durch den Bund drohte und sich andernorts die Automobilsteuern und Benzinabgaben als willkommene fiskalische Einnahmequelle erwiesen, die sich auch zweckgebunden für die Verbesserung der Strassen einsetzen liessen, stimmte 1925 eine knappe Volksmehrheit der Aufhebung des Automobilverbots zu.
Bild: In der Abstimmungszeitung «Automobil-Vorlage ‹Bachab›!» aus dem Jahr 1925, wird gefragt, wer dem Bauern seinen Schaden, wer den Minderwert der Häuser bezahlt, wer die Toten wieder lebendig macht und für wen die Strasse überhaupt da sind. Die Hauptargumente gegen die neuen Verkehrsmittel kommen im Titelbild zum Ausdruck. Die Gefährdung durch die Automobile, die Ruhestörung und die Staubplage.
Mehr Informationen finden Sie im Schweizer Velonummern Museum: Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen
Quelle: Die Strassengeschichte des Kantons Graubünden vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Hans-Ulrich Schiedt, ViaStoria – Peter Stirnimann, Tiefbauamt Graubünden