Schweizer Velonummern Museum
Das Schweizer Velonummern Museum ist ein nichtgewinnorientierter Verein gemäss Schweizer Recht.
Unsere Sammlung / Ihr Online-Shop
Die Sammlung unseres Museums ist unverkäuflich.
Unser Online-Shop bietet jedoch über 6000 alte Original-Fahrradkennzeichen zum Verkauf an, von welchen wir mehrere Exemplare besitzen. Den Erlös aus dem Verkauf dieser Dubletten verwendet der Verein für den Unterhalt dieser Website und für die Vervollständigung der Dokumentation “Die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-2011“.
Das Museum
Das Schweizer Velonummern Museum zeigt die weltweit grösste und vollständigste Sammlung behördlicher Fahrradkennzeichen, welche zwischen 1893 und 1988 in der Schweiz geprägt wurden.
Das Ziel unseres Museums ist, der Öffentlichkeit eine möglichst vollständige Dokumentation der Schweizer Velonummern zur Verfügung zu stellen. Dazu eignet sich ein virtuelles Museum besonders gut. Es ist für Interessierte aus der ganzen Welt, rund um die Uhr, während 365 Tagen im Jahr zugänglich.
Die Vollständigkeit der Dokumentation von über 98% aller Schilder ist nur dank der Unterstützung verschiedener Sammler und Archive möglich, welche laufend Fotos fehlender Schilder beitragen. Inzwischen haben sie bereits über 700 Bilder von fehlenden Fahrradkennzeichen zur Verfügung gestellt. Diese Sammler werden bei jedem ihrer Schilder erwähnt. Herzlichen Dank für die Unterstützung unseres Projekts an Christian Vontobel, Stefan Hotan, Christoph Zemp, Daniel Hediger, Stefan Mathis, Michael Hess, Christian Lang, Georg Meier, Michael Mahler und Louis Fierens.
Falls Sie ein Schild besitzen, das in unserer Dokumentation noch fehlt, würden wir uns freuen, wenn Sie uns davon ein gutes Foto zur Verfügung stellen. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
Das Schweizer Velonummern Museum ist, gemessen an der Zahl der gezeigten Objekte, das grösste virtuelle Museum Europas (Stand Januar 2013). Die Sammlung umfasst über 2500 Abbildungen, welche der Öffentlichkeit im Internet zugänglich gemacht werden.
Was sind Fahrradkennzeichen (Velonummern)?
Die Schweiz ist mehr als Uhren, Käse, Schokolade und jodelnde Menschen. Wir sind auch das Land der Forschung, des längsten Tunnels der Welt und der 120-jährigen Geschichte der Fahrradkennzeichen (Velonummern). Velo ist der schweizerische Begriff für Fahrrad.
Zu Beginn hatten die Fahrradkennzeichen die Funktion eines Kontrollschilds, wie bei Autos. Ab den frühen 1920-er-Jahren waren Fahrräder in den ersten Kantonen, auf öffentlichen Strassen nur mit der obligatorischen Haftpflicht-Versicherung zugelassen, welche in den Gebühren für das Fahrradkennzeichen enthalten war. Zu diesem Zweck musste jedes Jahr ein neues Kennzeichen gekauft und am Fahrrad angebracht werden. Davor gab es Schilder die teilweise für mehrere Jahre gültig waren. Die ersten Schilder wurden ab 1893, die letzten 1988 geprägt.
Velonummern sind wesentlich seltener als Briefmarken, Münzen oder Email-Werbeschilder. Einige der älteren Kennzeichen sind nicht mehr auffindbar. Selbst von den neusten Jahrgängen sind vermutlich von keinem Kanton mehr als 500 Exemplare erhalten. Weltweit existieren nur fünf nennenswerte Sammlungen; die grösste und vollständigste zeigt das Schweizer Velonummern Museum.
Jede Velonummer ist ein Original und trägt drei Informationen:
- Jahrgang (einige Ausnahmen vor 1935)
- Kanton (in der Regel als Initialen)
- Seriennummer (macht jedes Schild zum Unikat).
Donator Verkehrshaus der Schweiz
Selbstverständlich besitzt auch das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern eine Fahrradkennzeichen Sammlung. Da diese jedoch bedeutend kleiner ist als die unsere, haben wir dem Verkehrshaus über 500 Velonummern geschenkt, welche in der dortigen Sammlung gefehlt haben. Wir sind stolz als Donator einen kleinen Beitrag an das meistbesuchte Museum der Schweiz geleistet zu haben.
Von 2014 bis 2017 durften wir im Verkehrshaus der Schweiz eine kleine Sonderausstellung mit ausgewählten Fahrradkennzeichen unserer Sammlung präsentieren.
Damit der Erhalt der Fahrradkennzeichen nicht vom Geschick einiger weniger Personen abhängt, haben wir uns 2020 entschieden unsere eigene Sammlung in den sicheren Hafen des Verkehrshauses in Luzern zu verfrachten. Dieser Transfer wird bis 2025 abgeschlossen.
Vom Gebrauchsgegenstand zum Kultobjekt
Ab 1934 war jede Velonummer für ein Jahr gültig. Kaum jemand hat sich die Mühe gemacht, die Fahrradkennzeichen aufzubewahren. Wir nehmen an, dass mehr als 98% der hergestellten Schilder weggeworfen oder eingeschmolzen wurden. Nachdem die Schweizer Behörden beschlossen haben, nach 1988 keine weiteren Schilder mehr zu prägen, hat das Schweizer Velonummern Museum versucht, einige der letzten Fahrradkennzeichen vor der Vernichtung zu bewahren. Trotzdem wir nun über die grösste Velonummern Sammlung der Welt verfügen, umfasst diese lediglich rund 8‘000 Exemplare. Von keinem Schild stehen uns mehr als 30 Exemplare zur Verfügung. D.h. jedes Schild ist eine Rarität.
Ihr geprägter Jahrgang macht Velonummern zum persönlichen Geburtstagsgeschenk; ihre Seltenheit zum gesuchten Sammelgegenstand, das legendäre Design und die kreative Vielfalt zum Thema für Designer und Kunsthistoriker. Werkstätten fertigen damit Mode Accessoires an, während es Bike Fans als cooles „cherry on the top” für ihr bestes Pferd im Stall verwenden. Die etwas sonderbar anmutende Idee von 1892 und die damit verbundene Swissness machen den einstigen Gebrauchsgegenstand zum einzigartigen Souvenir und Kultobjekt.
Das Original - ein echtes Stück Schweiz
Suchen Sie eine ganz besondere Erinnerung an die Schweiz? Velonummern (Fahrradkennzeichen) sind eines der letzten echten Souvenirs, welche einen Bezug zum wirklichen Leben in der Schweiz haben. Jedes Schild hat mit seinem Fahrrad einen Teil der Schweiz entdeckt, hat seine individuelle Geschichte und sein kleines Geheimnis.
Geschichte (Zusammenfassung)
Hier folgt eine Zusammenfassung. Dies ist der Link zur ausführlichen Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen, welche der Historiker Hans-Ueli Schiedt (Verkehrsgeschichte Schweiz / Uni Bern) wie folgt zusammenfasst:
“Es gelingt Ihnen sprachlich und inhaltlich ausgezeichnet, diesem an sich kleinen Objekt durch die Gesellschaft zu folgen und die Geschichte der Velonummern als eine eigentliche Geschichte der Schweiz zu präsentieren.”
Seit Jahren ist die Schweiz das Land mit dem höchsten Durchschnittswert bei der Anzahl von Patentmeldungen (pro Million Einwohner). Dieser Wert gilt als der Indikator für die Innovationskraft eines Landes schlechthin. Deshalb ist die Frage des bekannten Werbeslogans für Ricola Kräuterbonbons “Wer hats erfunden?” in der Schweiz von immanenter Bedeutung.
In Europa gab es obligatorische Fahrradkennzeichen z.B. auch in Österreich, in Belgien, den Niederlanden und in Frankreich; jedoch zu unserer eigenen Überraschung auch auf allen anderen Kontinenten. Mit der interessanten und nicht ganz einfachen Frage, wer das Fahrradkennzeichen erfunden hat, beschäftigt sich unsere Geschichte ausführlich. Auf jeden Fall kann die Schweiz für sich in Anspruch nehmen, dass kein anderes Land der Welt bei der Gestaltung von Fahrradkennzeichen eine derart kreative Vielfalt entwickelt hat und in keinem anderen Land der Welt Fahrradkennzeichen politisch derart hohe Wellen geschlagen haben.
Typisch schweizerisch lebte jeder Kanton seine Autonomie auch in diesem Bereich voll aus, was zu einer bunten und äusserst interessanten Palette an Formen, Grössen, Farben, Schriften, Systemen, Materialien und Verarbeitungen führte. Die ersten amtlichen Regelungen betreffend Fahrradkennzeichen wurden in der Schweiz nach 1892 erlassen. Erst seit dem Jahr 2023 ist bekannt, dass 1893 die ersten Velonummern nicht von einem Kanton, sondern von einer Stadt ausgegeben wurden. Als letzter Kanton gibt Graubünden 1923 Velonummern aus.
Zuerst gab es Schilder für Fahrräder und erst danach solche für Autos, da vor 1900 kaum Autos unterwegs waren. In den Anfangsjahren dienten die Fahrradkennzeichen, wie bei den Autos als Kontrollschild; zur Identifikation der Halter, als Zulassung und als Beleg für die Entrichtung der Gebühren. Erst ab den frühen 1920-er-Jahren wurde das Fahrradkennzeichen in den Kantonen schrittweise mit der obligatorischen Haftpflicht-Versicherung verbunden. Die Schilder mussten in der Regel bei der Gemeinde oder bei einem Polizeiposten gekauft werden. Mit dem dazu gehörenden Radfahrer-Ausweis (Radfahrer-Karte) wurden der Halter sowie Marke und Rahmennummer des Fahrrads registriert. Auf diese Weise konnte z.B. auch ein gestohlenes Fahrrad identifiziert werden.
Bis Anfang der 50er-Jahre pflegten die meisten Kantone bei der Gestaltung der Fahrradkennzeichen ihren eigenen Stil. Dies war aus Sicht des Designs die interessanteste Zeit. Nebst rechteckigen wurden runde und ovale Schilder sowie in Trapez- und Herzform hergestellt. Die grössten Schilder waren bis zu 13 cm gross. Auch der Wahl der Materialien war kaum Grenzen gesetzt. Nebst Aluminium wurden Email, Kupfer, Eisen sowie genietete Bleche usw. verwendet. Es wurde gepresst, gestanzt, genietet, lackiert und emailliert. Einige Kantone beschränkten sich auf eine Hintergrund- und eine Schriftfarbe, während die besonders kreativen bis zu vier Farben einsetzten. Einige Kantone blieben ihrem Design über Jahrzehnte treu, während andere die Form oder die Farben jedes Jahr änderten. Sogar bei der Schriftart wurde in einigen Kantonen variiert.
In mehreren Schritten und für jeden Kanton in seinem eigenen Tempo, ging mit dem Bundesgesetz von 1958 die Epoche der unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten leider definitiv zu Ende. Ab dem Jahr 1962 hatten dann alle Schilder einen tomatenroten, reflektierenden Hintergrund, dieselbe graphische Raumaufteilung und das Hochformat von 5 x 8 cm.
Danach beschränkte sich die Gestaltungsmöglichkeit von Jahr zu Jahr auf die Schriftfarbe. Einige Kantone versuchten jedoch auch danach noch den kaum vorhandenen, ungeregelten Spielraum zu nutzen, um sich in kleinen Details vom Design der anderen Kantone zu unterscheiden. Mit seinen gestalterischen Protestaktionen von offizieller Stelle, sorgte insbesondere der Kanton Tessin, auch ausserhalb der gesetzlichen Vorschriften, für Aufsehen.
In der ausführlichen Dokumentation der Geschichte werden wir am unbedeutenden Beispiel eines kleinen, verordneten Gebrauchsgegenstands einen überraschend klaren Eindruck davon erhalten, wie die Schweiz, ihre Schweizerinnen und Schweizer jener Zeit getickt haben. Chronologisch dazwischen gestreut haben wir die politischen, gesetzlichen und sozialen Entwicklungen, welche entscheidend auf die Geschichte und die Gestaltung der Fahrradkennzeichen sowie in ihrer Wechselwirkung in überraschendem Mass auf die Ausgestaltung der Gesetzgebung Einfluss genommen haben; zuerst in einer Stadt, dann in einzelnen Kantonen, anschliessend in Zusammenschlüssen mehrerer Kantone (Konkordate) und zuletzt auf Bundesebene.
Wir werden sehen, wie schon 1902 erstmals das Bundesgericht angerufen wird, wie sich rund um das Fahrradkennzeichen verschiedenste Interessengruppen formieren und wie sich unterschätzte Bewegungen zu politischen Schwergewichten hochschwingen. Wir werden miterleben, wie Bund und Kantone miteinander kommunizieren; wie Interessen gewichtet, berücksichtigt oder ignoriert werden; wie das politische Pendel hin und her schwingt; wie gute und weniger gute schweizerische Kompromisse entstehen; wie Bundesrat und Parlament eine schwere Niederlage beigebracht wird; wie aus referendumspolitischen Überlegungen ein Vakuum in der Bundesgesetzgebung geschaffen wird; wie die Kantone mit ihren Fahrradkennzeichen jahrzehntelang, zuerst versteckt, dann offen, gegen Bundesrecht verstossen und weshalb diese Unverfrorenheit geduldet wird. Im 27-jährigen Streit über die Deutungshoheit des geltenden Bundesgesetztes werden wir die verschiedenen Exponenten und ihre Standpunkte kennenlernen.
Die letzten Velonummern wurden 1988 geprägt. Anschliessend wurden statt einem Schild nur noch eine selbstklebende Velovignette abgegeben, welche man direkt aufs Fahrrad kleben konnte. Dabei wurde auch auf die Registrierung des Halters und des Fahrrads verzichtet. Neu wurden diese Aufkleber auch über die Post, die Bahn, Supermärkte usw. vertrieben. Per Ende 2011 wurde auch diese Vignette abgeschafft. Damit ging die 120 Jahre dauernde und bewegte Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen zu Ende.
Eine Besonderheit stellten die Bundesbetriebe wie die Post, die Bahn, der Zoll, sowie die Armee dar. Diese hatten Dienstfahrräder, welche für die gesamte Schweiz einheitliche Schilder verwendeten, welche unbeschränkt gültig und teilweise mit einem Schweizerkreuz gekennzeichnet waren.
An der östlichen Grenze zur Schweiz liegt das Fürstentum Lichtenstein (FL). Da der Kleinstaat bereits den Schweizer Franken als Währung übernommen hat, wurden auch die Fahrradkennzeichen nach den selben Normen wie in der Schweiz verwendet. Aus diesem Grund gibt es nicht 26 (Anzahl Schweizer Kantone) sondern 27 verschiedene Initialen. Allerdings unterscheidet sich die Geschichte im Fürstentum wesentlich von jener in der Schweiz.