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News rund um die Velonummer

2025: Wer hat’s erfunden - München 1875?

1. Februar 2025 (SVM News)

Wien oder München – das ist hier die Frage!

Nach der neuen Version ist vor der neuen Version. Von Beginn unserer Recherchen im Januar 2022 an, war uns klar, dass die «Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988» nie vollständig erzählt sein wird. Deshalb bleiben wir weiter am Ball. Nebst vielem anderen beschäftigt uns zurzeit die Frage, ob weltweit die ersten Velo-Kennzeichen wirklich 1885 in Wien ausgegeben wurden.

Denn kurz nach der Veröffentlichung der 3. Version der Geschichte haben wir vom «Wien Museum» einen Hinweis erhalten, der ergeben hat, dass die Stadt München möglicherweise bereits im Jahr 1875 Fahrradkennzeichen ausgegeben hat. Zur Klärung dieser Frage stehen wir seit August 2024 mit dem Staatsarchiv München in Kontakt. Die Abklärungen gestalten sich schwierig aber wir bleiben zuversichtlich.

2025: Podcast - Morgengast bei Radio SRF 1

23. Januar 2025 (SVM News / Online)

Radio SRF 1 interviewt Schweizer Velonummern Museum

Redaktion SVM: Am 23. Januar 2025 interviewt Elena Bernasconi, von Radio SRF 1, Marco Fritz, Kurator des Schweizer Velonummern Museums zur Geschichte der Velonummern. Das kurze Interview in der Sendung «Morgengast» steht auch als Podcast zur Verfügung. >>> [PODCAST]

2025: 20 Minuten - SVP will Vignette zur Besteuerung von Velos

7. Januar 2025 (Online)

SVP will Vignette zur Besteuerung von Velo einführen

Mit Interesse verfolgen wir das Vorhaben der Schweizerischen Volkspartei SVP, welche schweizweit die Einführung einer Vignette zur Besteuerung der Velos einführen möchte [LINK].

Das wäre auch eine umstrittene Wiedergeburt der Schweizer Fahrradkennzeichen.

2024: Schweizerisches Wirtschaftsarchiv verleiht Relevanz

September 2024 (SVM News / Online)

Schweizerisches Wirtschaftsarchiv SWA nimmt unsere Publikation auf

Redaktion SVM: Das Schweizerische Wirtschaftsarchiv SWA ist das nationale Kompetenzzentrum für Wirtschaftsarchive und Wirtschaftsgeschichte. Dazu gehören auch Themen wie Bildung, Verkehr, Raumplanung etc. Entsprechend diesem breiten Verständnis von Wirtschaft, hat das SWA unsere Publikation «Die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988» in ihr Archiv aufgenommen. [LINK]

Wir danken dem SWA für die Anerkennung und Unterstützung, welche unserer Arbeit damit zuteilwird.

https://wirtschaftsarchiv.ub.unibas.ch/de/

2024: Velojournal - 120-jährige Geschichte

22. Juli 2024 (Online)

Die Schweizer Velonummer im Lauf der Zeit

Die Velonummer als verpflichtendes Kennzeichen für jedes Fahrrad in der Schweiz kennen viele Personen heute nur noch vom Hörensagen. Dabei blickt die Nummer auf eine gut 120-jährige bewegte Geschichte zurück.

Einst ein Muss an jedem Velo, heute Sammlerstücke: Velonummer der Gemeinde St. Moritz aus dem Jahr 1914 und Fahrradkennzeichen des Kantons Appenzell Ausserrhoden des Jahres 1947. (Fotos: velonummern.ch)

Die Velonummer als «Fahrradkennzeichen» hat eine lange Geschichte in der Schweiz. Sie beginnt in den 1890er-Jahren und endet 2011. Am 12. Oktober verabschiedet der Bundesrat Änderungen des Strassenverkehrsgesetzes.

Damit einher geht die Abschaffung der Velovignetten. Seither sind Kennzeichen am Fahrrad in der Schweiz – mit Ausnahme der gelben Nummer für schnelle E-Bikes – Geschichte.

Noch mehr Geschichte ereignete sich in den gut 120 Jahren, in denen es für Velos in der Schweiz ein Kennzeichen gab. Detailliert aufgearbeitet, nachgezeichnet und mit unzähligen Quellen belegt ist das in «Die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-2011».

Das schweizerischste aller offiziellen Dinge

Die umfassende Publikation ist für alle Interessierten frei zugänglich. Aufgrund des schieren Umfangs von mehr als 300 Seiten ist das Dokument weniger als Lektüre und vielmehr als spannendes Nachschlagewerk zu verstehen.

Darin zu finden ist allerhand Spannendes. So legen die Autoren dar, warum die Velonummer für sie während fast 80 Jahren «mit Abstand das schweizerischste aller offiziellen Dinge» war.

Die Begründung: Zwischen 1893 und 1970 war die Velonummer das am meisten herausgegebene offizielle Kennzeichen. Noch im Jahr 1960 kamen auf 485’233 Personenwagen (mit Autokennzeichen) 1’786’092 Fahrräder mit Velonummer. Erst 1970 vermochte das Automobil das Fahrrad mengenmässig zu überholen.

Die Bedeutung der Velonummer ändern sich

Beim Lesen des Dokuments erfährt man auch, wie sich der Zweck der Nummer mit der Zeit änderte. Am Anfang stand die Identifikation der Velofahrerin oder des Velofahrers im Vordergrund.

Die vom aufkommenden Radverkehr ausgehende Gefahr sollte eingedämmt, unflätige Velocipedisten zur Rechenschaft gezogen werden können. Aus diesem Grund musste etwa die Nummer in Zürich «nach vorne an der Steuerung des Fahrrads deutlich sichtbar» angebracht werden, wie es in der Polizeiverordnung der Stadt von 1893 heisst.

Später wandelt sich die Bedeutung des Fahrradkennzeichens als Kontrollschild. Und spätestens mit dem Wegfall der Aluschilder und der Herausgabe von Velovignetten in Form von kleinen Aufklebern wird die Velonummer in der Schweiz 1989 zum reinen Versicherungsnachweis.

VELOJOURNAL: https://www.velojournal.ch

2024: Version 3 - Skandale, Konfusion und der Tellerrand

12. Juli 2024 (SVM News / Online)

Skandale, Konfusion, Arbeitslosigkeit und ein Besuch in Belgien

In der 3. Version erweitern wir die «Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988» nochmals um 42 Seiten. Wir analysieren den Unterschied zwischen Gebühren, Taxen und Steuern, welche die Kantone auf Velos erheben. Wir berichten über einen Besuch in Belgien, welcher unseren eidgenössischen Velonummern-Horizont auf dramatische Weise erweitert, über weitere Schweizer Städte, welche vor dem Kanton Velonummern auf ihrem Territorium einführen sowie über den Kanton Zürich, welcher 1923 mit Velonummern die Arbeitslosigkeit bekämpfen will.

Dann ist es uns erstmals gelungen für einen Kanton lückenlos die Jahrgänge der ersten Velonummern zu bestimmen und wir zeigen auf, wie das Fürstentum Liechtenstein in Sachen Fahrradkennzeichen einen völlig anderen Weg geht als die Schweiz. Ausserdem treffen wir einen Taucher, der hunderte von Veloschildern aus Schweizer Seen hebt.

Die wichtigsten Änderungen und Erweiterungen auf inzwischen 322 Seiten sind in folgenden Kapiteln zu finden:

  • Das Kulturgut «Velonummer»
  • Das Schweizer Velonummern Museum als Kulturgut-Bewahrer*in
  • Das Schweizer Velonummern Museum als Historiker*in
  • Das Schweizer Velonummern Museum als Verkehrshaus-Donator*in
  • Kassieren die Kantone für Velos Gebühren, Taxen oder Steuern?
  • Die Bedeutung der Schweizer Städte
  • Die grösste physische Sammlung Schweizer Velonummern
  • Das Taksplatenmuseum in Belgien
  • Die umfangreichste Fahrradkennzeichen-Sammlung der Welt
  • Weltweit über 1000 Orte mit eigenen Fahrradkennzeichen
  • Die Schweizer Velonummern im internationalen Vergleich
  • 1892: Die Idee des Schweizer Kontrollschilds für Fahrräder entsteht
  • 1893 Frankreich: Erste nationale Besteuerung von Fahrrädern
  • 1893 GE: Genève verordnet erste kantonale Plaque de Vélo der Schweiz
  • 1895 VD: Stadt Lausanne führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1897: Frühe Fahrradkennzeichen in anderen Ländern
  • 1897 NE: Stadt La-Chaux-de-Fonds führt Fahrradkennzeichen ein
  • 1897 VD: Stadt Nyon führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1897: Stadt Neuchâtel verordnet Velonummern hinten und vorne
  • 1897 NE: Stadt Le Locle führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1897 VD: Gemeinde Le Chenit führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1898 BE: Stadt Biel führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1898 GE: Genereller Velonummern-Umtausch im Kanton Genève
  • 1898 SH: Stadt Schaffhausen führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1898 TI: Stadt Lugano führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1899: Frankreich gibt landesweit Fahrradkennzeichen aus
  • 1899 GE: Genf führt als erster Kanton Luxus-Steuer auf Velos ein
  • 1899 BE: Stadt Porrentruy führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1900: Das “Eisen-Design” aus der Westschweiz
  • 1900: Das “Pionier-Design”
  • 1900 VD: La plaque à deux étages; das Zwei-Etagen-Schild
  • 1901 BE: Stadt Thun führt Fahrradkennzeichen vor Kanton ein
  • 1902-1909 ZH: Die Bestimmung des Jahrgangs der ersten Velonummern
  • 1902 ZH: Die ersten Autokennzeichen im Kanton Zürich
  • 1903 VD: Auch in der Waadt wird die Luxus-Steuer auf Velos eingeführt
  • 1904 GE: Skandal um das Genfer Kantonswappen
  • 1904 GE: Konfusion um das Genfer Velonummern-Depot
  • 1905: Die ersten Ausgaben mit Jahrgang
  • 1906-1909 FR GE NE VD VS: Bestimmung der Jahrgänge
  • 1909: Das “Kupfer-Jahr”
  • 1909 ZH: Analyse zur Vorbereitung einer grossen Systemumstellung
  • 1909 ZH: Kanton Zürich schreibt Auftrag für Email-Schilder aus
  • 1909 ZH: Ankündigung Umstellung auf Email-Schilder per 1910
  • 1910: Die Metallwarenfabrik Zug AG
  • 1913 ZH: Bestimmung der Jahrgänge 1910 bis 1913
  • 1914 ZH: Missbrauch führt zu Email-Schilder Varianten
  • 1914: St. Moritz; eine Gemeinde im Fahrradkennzeichen-Olymp
  • 1921 FL: Liechtenstein gibt staatliche Kontrollschilder für Velos aus
  • 1923 ZH: Zürich will Arbeitslosigkeit mit Velonummern lindern
  • 1924 ZH: Die grösste Prototypen-Kollektion der Geschichte
  • 1932: Die Velonummern ohne Nummer – ein helvetisches Paradox
  • 1936 TG: Thurgauer Geheimcode wird geknackt
  • 1990: Der Taucher – die Bergung der Email-Schilder
  • 2023 BL: Landrat diskutiert Fahrradsteuer und Fahrradkennzeichen
  • 2024: Einführung der Lost & Found Velo-Vignette
  • 2024: Die teuerste Velonummer der Schweiz – Winterthur 1895
  • Anhang 1 | Wikipedia: Eine kritische Würdigung
  • Anhang 3 | Fahrradkennzeichen und Velo-Steuerschilder weltweit

2024: Deutsche Nationalbibliothek ehrt Velonummern Museum

16. April 2024 (SVM News / Online)

Deutsche Nationalbibliothek nimmt Velonummern Museum in ihren Katalog auf

Redaktion SVM: Kurz nach der Veröffentlichung unserer Publikation zur Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen, nimmt die Deutsche Nationalbibliothek das Schweizer Velonummern Museum als Organisation sowie unsere Website in ihren Katalog auf. Wohl liegt der Zusammenhang auf der Hand, doch auf welchem Weg wir zur Ehre gelangen, in die grösste Bibliothek des deutschen Sprachraums aufgenommen zu werden, entzieht sich unserer Kenntnis. Auf jeden Fall freuen wir uns sehr über diese internationale Anerkennung unserer Arbeit. [LINK]

Die Deutsche Nationalbibliothek, das Gedächtnis der Nation beschreibt sich auf ihrer Website selbst wie folgt:

«Als Deutsche Nationalbibliothek sind wir die zentrale Archivbibliothek Deutschlands. Wir sammeln, dokumentieren und archivieren alle Medienwerke in Schrift, Bild und Ton, die seit 1913 in und über Deutschland oder in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Ob Bücher, Zeitschriften, CDs, Schallplatten, Karten oder Online-Publikationen – wir sammeln ohne Wertung, im Original und lückenlos. Weitere Bestände im Deutschen Musikarchiv, im Deutschen Buch- und Schriftmuseum und im Deutschen Exilarchiv 1933–1945 ergänzen die Sammlung.» [LINK]

2024: Die teuerste Velonummer der Schweiz unter dem Hammer

7. April 2024 (SVM News / Online)

Auktion der teuersten Velonummer der Schweiz – Winterthur 1895

Bevor wir in die Auktion der teuersten Velonummer der Schweiz (Stand 7.4.2024) eintauchen, noch dies. Nicht dokumentiert, jedoch unter Sammlern überliefert ist, dass Mitte der 1990-er Jahre ein Kennzeichen der Post, wie jenes in unserer Sammlung [LINK], für CHF 2’800 verkauft wurde. Bei diesem Schild ist allerdings nicht sicher, ob es eine Velonummer ist. Vermutlich handelt es sich eher um ein Motorradkennzeichen.

Doch nun zu Andy W. (Name der Redaktion bekannt). Im Keller seines Grossvaters findet er unter anderem ein paar alte Velonummern aus dem Kanton Zürich. Einige davon liegen möglicherweise schon seit über 120 Jahren dort. Denn darunter befinden sich zwei kantonale Kennzeichen des Bezirks Affoltern aus dem Jahr 1902, «Z2 172» und «Z2 268» sowie das Kennzeichen «1515» aus der Stadt Winterthur [LINK]. Bei den beiden Schildern des Kantons handelt es sich um den ersten Jahr­gang, der ausgegeben wurde. Hingegen wurden auf dem Gebiet der Stadt Winterthur bereits ab dem Jahr 1895 Nummern für Fahrräder in Verkehr gesetzt. Ob das Schild mit der Nummer «1515» im Jahr 1895 oder erst später ausgegeben wurde, ist noch nicht geklärt. Ein solches Kennzeichen ist unseres Wissens bisher in keiner Sammlung enthalten. Andy W. entschliesst sich, verschiedene Gegenstände seines Grossvaters zu verkaufen. Dazu gehören auch die drei erwähnten Velonummern, von deren Alter und Bedeutung er jedoch nichts weiss:

  • Am 28. März 2024 stellt er die Schilder auf Ricardo zur Auktion ein; Startpreis pro Schild CHF 65.
  • Wegen eines technischen Problems beginnt die Auktion sofort, d.h. sie wird schon am Morgen und nicht wie beabsichtigt erst nach 20.00 Uhr gestartet.
  • zieht das Angebot unverzüglich wieder zurück, was möglich ist, da noch keine Gebote abge­geben wurden.
  • Jedoch hinterlassen die annullierten Angebote Spuren im Internet, welche bei einigen Sammlern auf dem Radar erscheinen, noch bevor die Auktionen am Abend zur korrekten Zeit gestaffelt gestartet werden.
  • Deshalb erhält A. nun von Sammlern über Ricardo schon am frühen Nachmittag Angebote für das Kennzeichen «Z2 172» von bis zu CHF 300.
  • Auf diese Angebote geht A. nicht ein, da er aufgrund dieser überraschenden Reaktionen nun vermutet, dass seine Trouvaillen mehr wert sind.
  • Im Laufe seiner weiteren Recherchen stösst A. auch auf das Schweizer Velonummern Museum. Um 13:08 Uhr nimmt er mit uns Kontakt auf und fragt an, was wir für die Velonummer «Z2 268» bieten würden. Wir antworten, dass wir mit den Mitteln unseres Vereins in dieser Grössen­ordnung leider nicht mithalten können.
  • Am selben Abend beginnen die Auktionen.
  • Am 30. März 2024 gehen die Angebote für die einzelnen Schilder bereits gegen 600 Franken. An diesem Punkt bleiben die Angebote mehrere Tage stehen; die Ruhe vor dem Sturm.
  • Wie zu erwarten, erfolgen die nächsten Gebote erst kurz vor Ablauf der Auktion. Die Rallye geht am Sonntag, 7. April 2024, eine gute Stunde vorher los.
  • Als erstes kommt die Velonummer «Z2 172» aus dem Jahr 1902 unter den Hammer. Sie geht nach 26 Geboten um 20:34 Uhr für CHF 2’004.
  • Um 20:52 Uhr wechselt das Kennzeichen «Z2 268» nach 39 Geboten für CHF 2’405 den Besitzer.
  • Beide Velonummern liegen trotz ihres stolzen Preises noch unter dem bisherigen Rekord von CHF 2’800.
  • Durch die zahlreichen Gebote zum Schild «Z2 268» wird diese Auktion mehrmals um 3 Minuten verlängert. Obwohl vom Anbieter nicht so geplant, hat das zur Folge, dass die Versteigerung der Velonummer «1515» aus Winterthur bereits beginnt, währenddem die Auktion «Z2 268» noch in Gang ist.
  • Was nun folgt, ist für die passiven Zuschauer ein wahrer Krimi, für aktive Bieter, welche sich für beide Schilder interessieren, der blanke Wahnsinn. Noch während beide Auktionen im Gang sind, nimmt «1515» die Hürde von CHF 2’800. Damit ist der rund 30 Jahre alte Rekord bereits gebrochen.
  • Nun fragt sich nur noch, wie deutlich «1515» abheben wird. An dieser Auktion beteiligen sich sieben Bieter, von denen ab CHF 2’850 nur noch zwei mitziehen und es geht direkt bei CHF 3’220 weiter. Filmreif treiben sich die beiden Konkurrenten nun in die Höhe; nach jedem neuen Gebot wird die Auktion um weitere drei Minuten verlängert.
  • Nach 72 Geboten steht der Preis um 20:56 Uhr auf sagenhaften CHF 4’850. Womit der bisherige Rekord um mehr als CH 2’000 übertroffen wird und «1515» an den Bieter «Pl******» geht. Womit wohl nicht nur unsere, sondern auch die Erwartungen von Andy W. deutlich übertroffen werden [DOKUMENT].

Nicht übertroffen wurden offenbar die Erwartungen des Bieters. Wir können davon ausgehen, dass er für «1515» noch mehr bezahlt hätte. Denn sein Höchstgebot hat er bereits am 28. März 2024, bei Eröffnung der Auktion abgegeben. D.h. in der Schlussphase der Auktion hat er sich gar nicht mehr aktiv beteiligt; möglicherweise war er nicht einmal dabei. Wo er sein Limit gesetzt hat, weiss nur er. Auf jeden Fall ist die Velonummer «Winterthur 1515» ein weltweit einzigartiges Stück Geschichte, welches nun auch mit einem einzigartigen Preisschild versehen ist. Herzliche Gratulation dem Ver­käufer und dem neuen Besitzer.

Nach der Versteigerung macht uns der Käufer noch auf zwei weitere dokumentierte Verkäufe mit Spitzenpreisen aufmerksam. Dabei geht es um ein Schild des Kantons Zürich für ein Motorvelo (Motorrad) aus dem Jahr 1903, welches am 29. August 2017 für CHF 4’515 versteigert wurde [BILD] sowie ein Kennzeichen der Militärverwaltung, welches von 1905 bis 1932 ausgegeben wurde und am 21. Dezember 2021 für CHF 2’700 unter den Hammer kam [BILD].

2024: Version 2 - Westschweiz erhält mehr Gewicht

3. April 2024 (SVM News / Online)

Westschweiz, Wien, Thurgau und St. Moritz

In der «Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988» war die Entwicklung in der Westschweiz aus verschiedenen Gründen deutlich unterbelichtet. Vor allem dank der inzwischen vom Sammler Michael Mahler unternommenen Recherchen können wir dieses Ungleichgewicht in der 2. Version unserer Publikation zu einem grossen Teil ausgleichen. Ausserdem hat sich zur Frage «wer hat’s erfunden?» eine völlig neue Situation, mit einer starken Verlagerung nach Wien ergeben.

Dann müssen wir eingestehen, dass wir die Städte bei der Suche nach Velonummern lange Zeit so gut wie gar nicht auf dem Radar hatten. Bei unseren Recherchen haben wir uns auf die Entwicklung in den Kantonen und dementsprechend auf die Staatsarchive konzentriert. In diesen sind wir dann als erstes auf Verordnungen der Städte Bern und St. Gallen gestossen. Ausserdem sind wir einem zufälligen Hinweis gefolgt, der uns ins Stadtarchiv Zürich geführt hat. Nachdem wir dann noch ohne Treffer die grossen Städte wie Genève und Luzern abgeklopft haben, sind wir diesem Phänomen nicht weiter nachgegangen. Dementsprechend werden in der ersten veröffentlichten Version dieser Dokumentation nur Fahrradkennzeichen der Städte Bern, St. Gallen und Zürich erwähnt. Erst aufgrund von Rückmeldungen auf die erste Publikation haben wir verstanden, dass es vermutlich weit über ein Dutzend Städte (vor allem in der Romandie) mit eigenen Velonummern gegeben haben muss. Ebenfalls in der Westschweiz sind wir inzwischen auf die Einführung einer Luxussteuer auf Velos gestossen.

Auch bei den Kantonen gibt es in der neuen Version einschneidende Verschiebungen. Genève verdrängt Basel-Stadt bezüglich dem Zeitpunkt der Erstausgabe von Velonummern auf Platz 2.

Ausserdem ist es uns inzwischen auch gelungen den Thurgauer Geheim-Code zu knacken.

Und inzwischen können wir auch berichten, wie es St. Moritz schafft, sich als einzige von den über 2000 Schweizer Gemeinden in den Fahrradkennzeichen-Olymp aufzuschwingen.

Die wichtigsten Änderungen und Erweiterungen auf inzwischen 280 Seiten sind in folgenden Kapiteln zu finden:

  • Seite 27: Das Fahrradkennzeichen – wer hat’s erfunden?
  • 1865-1897: Stadt Wien
  • 1869: Stadt Lausanne
  • 1869-1894: Stadt Fribourg
  • 1887-1893: Kanton Genève
  • 1893-1905: Schweizer Städte geben Velonummern aus
  • 1894: Wer hat die Schweizer Velonummer erfunden?
  • 1895: Stadt Winterthur
  • 1895: Luxussteuer auf Velos beeinflusst Fahrradkennzeichen
  • 1914: St. Moritz
  • 1924: Gebühren im kantonalen Vergleich
  • 1923: Kanton Zürich
  • 1934: Kanton Genève
  • 1935: Kanton St. Gallen
  • 1935-1937: Kanton Thurgau

2024: BaslerZeitung - Einführung Lost & Found Velo-Vignette

1. April 2024 (Online)

Basel-Land führt kostenlose Lost & Found Velo-Vignette

Und wieder befinden wir uns im Kanton Basel-Land. Unter dem Titel «Massendelikt im Baselbiet» berichtet die Basler Zeitung in ihrer Onlineausgabe am 3. April 2024 über eine neuartige Velo-Vignette. Zuerst denken wir an einen verspäteten April-Scherz. Doch sind das keine Fakenews, sondern es handelt sich um eine Innovation, die tatsächlich per 1. April 2024 eingeführt wird [LINK].

Wie diese Lost & Found Velo-Vignette entstanden ist, erfahren Sie ausführlich in der «Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988».

2024: 250 Seiten Geschichte gehen online

24. Februar 2024 (SVM News / Online)

Eine Lücke in der Schweizer Verkehrsgeschichte wird geschlossen

Am 15. März 2022 hat der Verein «Schweizer Velonummern Museum» mit einer Erweiterung seines Zwecks, beschlossen, die vorliegende Dokumentation «Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-2011» zu recherchieren, niederzuschreiben, zu publizieren und zu bewirtschaften. Die ersten Zeilen dazu wurden bereits am 30. Januar 2022 verfasst.

Also war es nun an uns, die nötigen Quellen zu finden und zu erschliessen. Nach über zwei Jahren intensiver Forschungsarbeit können wir heute, auf 250 Seiten, eine der letzten Lücken in der Schweizer Verkehrsgeschichte schliessen.

Einige wichtige Fragen konnten wir empirisch, aufgrund der rund 2500 Velonummern-Bilder unseres Online-Museums beantworten [LINK]. Für die Klärung der meisten Fragen waren jedoch Recherchen im Bundesarchiv, in den 26 Staatsarchiven der Kantone, in Stadtarchiven, in den Archiven der Bundesversammlung, im Archiv des Bundesrats und des Bundesgerichts, beim Bundesamt für Strassen ASTRA, im Landesarchiv und in Gemeindearchiven des Fürstentums Liechtenstein sowie in mehreren anderen wichtigen Sammlungen und Archiven sowie in mehreren Museen im In- und Ausland unumgänglich.

Oft waren jedoch die gesuchten Informationen in den amtlichen Archiven gar nicht oder nur bruchstückhaft zu finden. In diesen kniffligen Fällen wurden wir nicht immer aber immer mal wieder in den Archiven der Zeitungen fündig.

Die Suche nach den fehlenden Fakten hat sich allerdings wesentlich schwieriger gestaltet als zunächst angenommen; was vor allem der Kehrseite bzw. der Vielfalt des kreativen Kantönligeists zu verdanken ist. Als ob das noch nicht Komplexität genug wäre, trägt unser Föderalismus dazu bei, dass es auch noch grosse Städte und selbst einige der 2000 kleineren Gemeinden gibt, welche die Velonummern für ihr Hoheitsgebiet mit eigenen Vorschriften regeln. Gleichzeitig stellten sich jene Fragen, die wir anfangs gar nicht hatten, als die wirklich spannenden heraus; Themen und Entwicklungen von denen wir bis dahin noch nie gehört hatten. Diese und die wiederum hinter deren Beantwortung liegenden weiteren Fragen zogen uns bald völlig in ihren Bann. Vor uns breitete sich ein Wirkungsnetz von Einflüssen, Zusammenhängen und Abhängigkeiten aus, das vielschichtiger, weitreichender und weitaus interessanter war, als wir uns das bei einem profanen Ding wie einer Velonummer je hätten vorstellen können.

Nebst der chronologischen Aufarbeitung der Entwicklung rund um die Velonummern belegt die vorliegende Dokumentation sämtliche der erfassten Ereignisse erstmals lückenlos mit verifizierbaren Quellen und streicht einige weltweite Besonderheiten der Schweizer Kennzeichen heraus. Gleichzeitig entzaubert sie jedoch auch den helvetischen Velonummern-Mythos, der durch eine konsequente Innensicht mit ignoranten Tendenzen entstanden ist und über rund hundert Jahre unreflektiert überliefert wurde.

Inzwischen sind Velonummern bereits für viele Erwachsene kein Begriff, keine Erinnerung mehr. Deshalb sei ein Vergleich mit einem anderen Zeichen, das alle von uns kennen, erlaubt: das Motorfahrzeug-Kontrollschild. Die Geschichte der Schweizer Velonummer ist nicht nur älter als jene der Autonummer, sondern in jeder Hinsicht auch wesentlich bewegter, energiegeladener und interessan­ter. Doch von all dem hatten wir zu Beginn unserer Recherchen nicht den Hauch einer Ahnung.

Die politische und gesetzliche Entwicklung rund um die Fahrradkennzeichen offenbart sich uns als eine Thriller-Serie, durch welche wir uns in über 300 Episoden von Kliff zu Kliff schwingen, hängen und dabei auch immer wieder abstürzen. Denn der Plot ist äusserst anspruchsvoll. Was wir in Episode 28 glaubten verstanden zu haben, erweist sich in Episode 107 als Trugschluss. Deshalb sind wir auf der Suche nach dem roten Faden immer wieder gezwungen, mehrere Episoden zurückzugehen und dieselben Sequenzen mit einer neuen Optik nochmals zu durchlaufen.

Am unbedeutenden Beispiel eines kleinen, verordneten Gebrauchsgegenstands werden wir einen überraschend klaren Eindruck davon erhalten, wie die Schweiz und ihre Einwohner*innen jener Zeit getickt haben und vermutlich noch heute ticken. Zwischen die Entwicklung des Designs streuen wir chronologisch die politischen, gesetzlichen und sozialen Veränderungen, welche entscheidend auf die Geschichte und die Gestaltung der Fahrradkennzeichen sowie in ihrer Wechselwirkung in überraschendem Mass auf politische Prozesse sowie die Ausgestaltung der Gesetzgebung Einfluss genommen haben; zuerst in einzelnen Kantonen, dann in Zusammenschlüssen mehrerer Kantone (Konkordate) und zuletzt auf Bundesebene.

Wir gehen so nahe wie möglich an die Ereignisse heran und werden sehen, wie sich rund um das Fahrradkennzeichen verschiedenste Interessengruppen formieren und wie sich unterschätzte Bewegungen zu politischen Schwergewichten hochschwingen. Wir werden miterleben, wie Bund und Kantone miteinander kommunizieren; wie Interessen gewichtet, berücksichtigt oder ignoriert werden; wie das politische Pendel hin und her schwingt; wie gute und weniger gute schweizerische Kompromisse entstehen; wie in Sachen Velonummern schon in der Entstehungszeit das Bundesgericht angerufen wird; wie Bundesrat und Parlament eine schwere Niederlage beigebracht wird; wie aus referendumspolitischen Überlegungen ein Vakuum in der Bundesgesetzgebung geschaffen wird; und wie die Kantone mit ihren Fahrradkennzeichen jahrzehntelang, einfallsreich und mit einer gewissen Freude gegen Bundesrecht verstossen.

Im 27-jährigen Streit um die Deutungshoheit des geltenden Bundesgesetzes werden wir die verschiedenen Exponenten sowie ihre Standpunkte, Strategien und Taktiken kennenlernen. Nachdem sich der Staub um 1960 endlich gelegt hat, werden wir vom letzten Aufstand eines gallischen Kantons berich­ten. Schliesslich werden wir nachvollziehen, weshalb die Geschichte der Fahrradkennzeichen nach 120 Jahren endet und wir werden miterleben, wie Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey dieses Ende am 12. Oktober 2011 besiegelt.

Was uns bei dieser scheinbar trockenen Materie, den jahrzehntelangen Dialogen, den Bemühungen um Verständigung, Auseinandersetzungen, Machtkämpfen, Dramen und Tragödien sowie dem ganzen Ernst der Sache besonders gefällt, ist, dass sowohl der gewollte wie auch der unfreiwillige Humor dabei wirklich nicht zu kurz kommen.

2024: Moritz Leuenberger schreibt das Vorwort / Video 2010

24. Februar 2024 (SVM News / Online)

Moritz Leuenberger schreibt das Vorwort zur Geschichte der Schweizer Velonummern

Moritz Leuenberger war in seiner Zeit als Bundesrat Leiter des Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und als solcher auch für die Fahrradkennzeichen zuständig. In dieser Funktion musste er sich auch mit der Abschaffung der Velo-Vignette per Ende 2011 befassen. In diesem Zusammenhang ehrt er die Velonummer, am 16. Juni 2010, im Ständerat, mit einer wehmütigen Laudatio (Träne der Nostalgie). [VIDEO]

Mit diesem Auftritt wurde er zur prädestinierten Person für das Vorwort zu unserer Publikation «Die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988». Freundlicherweise ist er unserer Bitte nachgekommen, wofür wir ihm auch an dieser Stelle recht herzlich danken.

Velonummernblues

Von Moritz Leuenberger

Das waren noch Zeiten, als wir am ersten Tag des neuen Jahres, frühmorgens, wenn der Polizeiposten geöffnet wurde, eine möglichst niedrige, wenn immer möglich einstellige Zahl auf der Velonummer ergattern wollten. Eine niedrige oder originelle Zahl kostete damals gleich viel wie alle anderen Velonummern auch. Es fand keine Versteigerung statt wie heute bei den Autonummern, wo bis zu einer Viertel Million für eine Schnapszahl bezahlt wird. Das war noch nicht die Zeit der entfesselten Ökonomisierung aller Werte, noch nicht die Zeit, in der für virtuelle Gegenstände Millionen bezahlt wurden. Es war die Zeit, als Ästhetik und Repräsentanz Werte für sich darstellten, Werte, die nicht versilbert, sondern verehrt wurden. So hielten wir dem Veloschild eiserne Treue, so eisern wie dieses Amulett uns bei jedem Wetter und vor jedem Polizisten schützte. Wir montierten den Talisman vorschriftgemäss, vorbildlich zentriert, mit Schraube, Unterlegscheibe und Mutter, wir pflegten, polierten und putzten ihn, auf dass er unsere Fahrräder auch nachts durch reflektierende Lichter erstrahlen liess. Und wenn das Velo selber noch so verrostet war, so glänzte doch das Nummernschild derart rein und magisch, dass der Blick der Polizei nicht auf das fahruntaugliche Velo gelenkt wurde.

Es war nicht der Rost, der die Velonummer angriff, nein, es war, o tempora o mores, der Zahn der Zeit, der Sittenzerfall. Er begann damit, dass die Schilder, statt wie vorgeschrieben vertikal, provokativ horizontal angebracht wurden (so dass die Polizei den Kopf drehen musste, um die Kennzahl lesen zu können). Später wurden die Nummern gar in die Speichen der Räder geklemmt. Allmählich brach der blanke Anarchismus aus: Es gab Outlaws, die gar ohne Velonummer herumfuhren. Der Gesetzgeber folgte diesem moralischen Zerfall, indem er sich mit einer blossen Vignette begnügte. Heute gibt es nicht einmal mehr diese. Es herrscht gähnende Leere, ein Nichts, ein nihil. Die Folge: Namen- und nummernlose Fahrräder hängen in Bäumen, liegen quer über dem Trottoir, verrosten in den Seen einem anonymen Tode entgegen. Wer ein Fahrrad hat, trägt es zu sich ins Schlafzimmer, legt es unter die Bettdecke, damit es nicht geklaut wird, und schläft selber auf dem Teppich. Denn wenn es gestohlen, wird es nicht mehr gefunden. Warum nicht? Weil es keine Velonummern mehr gibt. Bestenfalls hilft ein Chip, der mit dem Handy befreundet ist.

Ist dies das Ende? Ist die Velonummer endgültig erstorben? Wurde sie in den lodernden Flammen der Liberalisierung verbrannt? Nein, noch glüht sie in ihrer Asche und harrt einer Wiedergeburt. Sie wird emporsteigen wie ein Sonnenvogel, der gen Himmel fliegt. Es kommen bessere Zeiten, wo sie, vielleicht durch eine Metamorphose in einen Chip mutiert, ihre früheren Aufgaben wahrnehmen und vervollkommnen wird. Sie wird das Velo gleich selber steuern, antreiben, putzen, flicken und von Bussen bewahren. Doch bis diese wunderbare Wandlung vollzogen sein wird, brauchen wir eine gründliche Aufarbeitung der Geschichte, um aus der Vergangenheit zu lernen.

Der Schlüssel zur Geschichte ist diese Dokumentation.

 

Moritz Leuenberger: www.moritzleuenberger.ch
Bundesrat von 1995 bis 2010
Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)
Bundespräsident 2001 und 2006

2024: Rückmeldung des Historikers

18. Januar 2024 (SVM News / Online)

Rückmeldung des Historikers zur Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen

Redaktion SVM: Der Historiker Hans-Ueli Schiedt arbeitet als Leiter der Abteilung Forschung am Historischen Institut der Universität Bern und bei ViaStoria – Stiftung für Verkehrsgeschichte. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Verkehrsgeschichte Schweiz. Unsere Publikation «Die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988» fasst er (gleich nach dem Inhaltsverzeichnis) wie folgt zusammen:

«Es gelingt Ihnen sprachlich und inhaltlich ausgezeichnet, diesem an sich kleinen Objekt durch die Gesellschaft zu folgen und die Geschichte der Velonummern als eine eigentliche Geschichte der Schweiz zu präsentieren. Ich kann da nur gratulieren.»

Historisches Institut Universität Bern

Stiftung ViaStoria / Verkehrsgeschichte Schweiz

2023: Basel-Land diskutiert Steuer-Velo-Vignette

2. November 2023 (SVM News / Online)

Basel-Land diskutiert Fahrradsteuer und Fahrradkennzeichen

Ob die Fahrradkennzeichen eines Tages wieder zurückkommen, ist keine rhetorische Frage. Denn zumindest auf kantonaler Ebene kommt es immer wieder vor, dass Vorstösse zur Einführung von Gebühren oder gar Steuern für Fahrräder eingereicht werden.

So bringt zum Beispiel Landrat Rolf Blatter (FDP Basel-Land) am 2. November 2023 im Parlament des Kantons Basel-Land sein Postulat «Steuern für Fahrräder» ein. Im Postulat selbst werden die Fahrrad­kennzeichen nicht erwähnt, da über die Durchführung der Besteuerung generell nichts Konkretes gesagt wird. Jedoch wird aus der Stellungnahme des Regierungsrats vom 30. Januar 2024 klar, dass die Umsetzung einer Fahrradsteuer unter anderem auch Fahrradkennzeichen voraussetzen würde: «Die Herausgabe der Berechtigungen (Vignetten, Kleber etc.), die Sicherstellung und Bewirtschaftung der Einnahmen und insbesondere auch die Kontrollen und Abgrenzungsfragen würden einen administrativen Ausbau mit mehr Personal und zusätzlichem Sachaufwand nach sich ziehen» [LINK / Sitzung vom 8.2.2024, Traktandum 13].

An seiner Sitzung vom Februar 2024 lehnt das Parlament das Postulat mit 44:33 Stimmen ab. Von sei­nen 16 Parteikolleg*innen unterstützen lediglich 5 das Anliegen von Rolf Blatter. Hingegen stimmen dem Postulat 17 der 21 Mitglieder der SVP zu.

Dass das Postulat von 3/7 der anwesenden Parlamentarier*innen unterstützt wird, ist der Beweis dafür, dass Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger recht hat, wenn er im Vorwort zur “Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-1988” unserer Dokumen­tation feststellt: «Ist dies das Ende? Ist die Velonummer endgültig erstorben? Wurde sie in den lodernden Flam­men der Liberalisierung verbrannt. Nein, noch glüht sie in ihrer Asche und harrt ihrer Wiedergeburt». Also können wir nicht ausschliessen, dass auch seine Prophezeiung zutrifft: «Sie wird emporsteigen wie ein Sonnenvogel, der gen Himmel fliegt. Es kommen bessere Zeiten, wo sie, viel­leicht durch eine Metamorphose in einen Chip mutiert, ihre früheren Aufgaben wahrnehmen und vervollkommnen wird».

Wenig später müssen wir Moritz Leuenberger schon beinahe prophetische Fähigkeiten attestieren.

2023: Pro Patria erhebt Velonummer zum Schweizer Kulturgut

Juni 2023 (SVM News / Online)

Pro Patria erhebt Velonummer mit 1.-August-Abeichen zum Schweizer Kulturgut

Am 16. Dezember 2022 wurden wir von der Agentur CP9 AG, advanced marketing solutions aus Adliswil kontaktiert. Bei dieser Anfrage ging es um Auskünfte zu einem Projekt «1.-August-Abzeichen» im Auftrag von Pro Patria. Ob dieses Projekt dann wirklich umgesetzt werden sollte, erfuhren wir nicht und der Kontakt verblasste in unserer Erinnerung.

Und dann wie aus heiterem Himmel. Während wir diese Geschichte recherchieren und bereits 120 Seiten niedergeschrieben haben, stellt Pro Patria das 1.-August-Abzeichen 2023 vor. Es wird am 3. Juni 2023, im Museo Nazionale del San Gottardo auf dem Gotthardpass, von Nationalratspräsident und Pro Patria Ehrenpräsident Martin Candinas präsentiert – die Velonummer [BILD]. Seit 1923 ist dies das 101. Abzeichen zum Nationalfeiertag. Wir sind ganz der Meinung von Pro Patria, wenn es ausdrücklich als «innovativ» bezeichnet wird.

Weiter schreibt Pro Patria dazu: «Das Abzeichen steht für Zugehörigkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität der Bevölkerung, für die Heimat Schweiz. Es wurde in Horn (TG) hergestellt und in Institutionen für Menschen mit einer Beeinträchtigung in Zürich zusammengesetzt. Die “Velonummer” ist zwar keine Schweizer Erfindung, jedoch ein Schweizer Kulturgut von 1892 bis 1988» [LINK].

Damit wird die Velonummer, 130 Jahre nach ihrer ersten Ausgabe 1893 und 34 Jahre nach ihrer Abschaffung per 1. Januar 1989, postum und offiziell zum Kulturgut erklärt.

Eine unerwartete und wirklich würdige Ehrung. Wir sind gerührt und auch ein wenig stolz, einen Beitrag zum Erhalt des neu gekürten Kulturgutes der Schweiz beigetragen zu haben. – Freude herrscht.

Das «Pro Patria-Design» ist eine Mischung aus zwei bereits bekannten Designs. Einerseits im oberen Bereich das «Schweizer-Norm-Design» mit dem Kantonskürzel, welches hier gesamtschweizerisch mit dem «CH» für «Confoederatio Helvetica» ersetzt wird, andererseits im unteren Bereich mit dem zweistelligen Gültigkeitsjahr sowie dem Streifen ohne Belag mit der Versicherungsnummer am unteren Rand, welche hier mit dem Schriftzug «Pro Patria» ersetzt wird [BILD]. Das Schweizerkreuz wurde den Kennzeichen des Bundes entlehnt, wie es für das Militär, die PTT, den Zoll usw. verwendet wurde [BILDER].

2022: Online-Archiv zeigt über 150 Original-Dokumente

15. September 2022 (SVM News / Online)

Online-Archiv mit über 300 Dokumente aus 150 Jahren

Die meisten Texte, die wir während der Aufarbeitung der Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen finden, basieren auf mündlichen Überlieferungen, Annahmen, Halbwissen und Spekulationen. Äusserst selten sind diese mit verifizierten Quellen unterlegt.

Deshalb ist es uns wichtig, sämtliche Informationen zur “Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen” mit erstklassigen Quellen zu belegen. «Erstklassig» sind nach unserem Verständnis Informationen aus erster Hand, was in unserer Geschichte ausschliesslich Originaldokumente sind. Leider steht von diesen Quellen nur ein verschwindend kleiner Teil in digitaler Form zur Verfügung. Deshalb haben wir während unserer Nachforschungen über 800 Dokumente zusammengetragen, fotografiert, kopiert und gesichtet. Die über 300 relevantesten bzw. interessantesten Funde haben wir aufbereitet, kommentiert und in unserem Online-Archiv publiziert.

Dabei handelt es sich um Gesetze, Konkordate, Verordnungen, Ausführungsbestimmungen, Bot­schaften des Bundesrats, Vereinbarungen, Reglemente, Weisungen, das Bundesblatt, Amtsblätter, Bekanntmachungen, sowie Kreisschreiben der Bundesdepartemente. Wir beziehen uns auf Standes­initiativen, parlamentarische Initiativen, Motionen, Postulate, Referenden, Volksabstimmungen sowie auf das Budget der Eidgenossenschaft. Wir erhalten Einsicht in Anträge, Beschlüsse, Umfragen, Verzeichnisse, Register, Listen, Ausweise sowie Analysen, Rapporte und interne Notizen. Ausserdem konsultieren wir Protokolle der Bundesratssitzungen, des Bundesgerichts, der Debatten von National- und Ständerat, aus Regierungsratssitzungen, Kantonsparlamenten, der Konferenzen der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren sowie aus dem Landtag des Fürstentums Liechtenstein. Dazu kommen Medienberichte, Briefe von Unternehmen und Radfahrervereinigungen, Pläne, Skizzen und Plakate sowie selbstverständlich jede Menge Bildmaterial und vieles mehr.

2022: Aufarbeitung der Geschichte beginnt

15. März 2022 (SVM News / Online)

Velonummern Museum arbeitet die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen auf

Zum Bewahren des Kulturguts «Velonummern» gehört selbstverständlich auch die Überlieferung ihrer Geschichte. Doch müssen wir eingestehen, dass uns diese lange Zeit kaum interessiert hat und wir dementsprechend dazu auch keine nennenswerten Recherchen angestellt haben. Mit der Unter­stützung anderer Sammler waren wir über 30 Jahre voll und ganz damit beschäftigt, die rund 2500 verschiedenen Kennzeichen zu finden und mit Fotos möglichst lückenlos zu dokumentieren. Erst als wir um das Jahr 2020 rund 98% aller je ausgegebenen Fahrradkennzeichen im Kasten bzw. auf unserer Website hatten, begann unser Interesse an ihrer Geschichte allmählich zu wachsen.

Auf der Suche nach zuverlässigen Informationen mussten wir bald feststellten, dass es zum Thema Fahrradkennzeichen praktisch keine Fachliteratur gibt. Ein beinahe faktenfreier Wikipedia-Artikel «Velovignette» (auf den wir noch eingehen werden) ohne jegliche Quellen­angaben, hat uns dann auf dramatische Weise aufgezeigt, dass sich bisher niemand die Mühe gemacht hat, sich seriös mit diesem Stück Schweizer Geschichte auseinanderzusetzen.

Am 15. März 2022 beschliesst der Verein «Museum of Swiss Bicycle License Plates» mit einer Erwei­terung seines Zwecks, die Dokumentation «Die Geschichte der Schweizer Fahrradkennzeichen 1892-2011» zu recherchieren, niederzuschreiben, zu publizieren und zu bewirtschaften. Die ersten Zeilen dazu wurden bereits am 30. Januar 2022 verfasst.

2015: Winterthurer Zeitung

10. März 2015 (Print)

An alle «Zweirädler»

WINTERTHUR: Post aus Basel

Marco Fritz aus Muttenz bei Basel hat uns in der vergangenen Woche folgende Nachricht zukommen lassen: «Hier in Basel ist mir Winterthur vor allem als ‘Velostadt’ Begriff und Vorbild. Zum Thema Velo haben wir Ihnen etwas zu bieten, was Ihre Leserinnen interessieren könnte.» Recht hat er!

Was uns Marco Fritz aus Basel näher bringen möchte, ist sein Velonummern Museum, genau das Richtige für alle begeisterten «Trampler» aus unserer Stadt. Das Schweizer Velonummern Museum ist, gemessen an der Zahl der gezeigten Objekte, das grösste virtuelle Museum Europas. Es gibt keine begehbare Ausstellungshalle sonder «lediglich» eine Internetseite. Doch genau diese hat es laut Fritz in sich. Die Kennzeichen können nach Kanton oder Jahrgang aufgerufen werden und die über 2500 Farbbilder werden in verschiedener Auflösung gezeigt. Der grösste Teil ist zudem mit Informationen über Material und Abmessungen versehen.

Die grösste und vollständigste Sammlung der Welt

Das Schweizer Velonummern Museum zeigt die weltweit grösste und vollständigste Sammlung von Schildern, welche zwischen 1892 und 1988 in der Schweiz geprägt wurden. Der bedeutendste Teil der Sammlung aber wurde in den Jahren 1986 bis 1992 mit Suchaktionen und Zeitungsinseraten in allen Teilen der Schweiz zusammengetragen (über 8000 Exemplare). Der Auslöser für die Aktion war anno dazumal die Ankündigung, dass die geprägten Schilder Ende 1988 abgeschafft werden. 2011 war dann das letzte Jahr der nachfolgenden Vignette zum Aufkleben.

Swissness und die Kreativität des Kantönligeists

Es war übrigens die Schweiz, welche dieses Kuriosum der Velonummern erfunden hat (vor den Niederlanden und Belgien), wie Fritz in seiner Mitteilung schreibt [Anmerkung SVM: Diese Annahme hat sich 2023 als Irrtum erwiesen]. Ein Gebrauchsgegenstand, weit origineller und typischer für die Schweiz als Briefmarken oder Münzen. Unglaublich sei laut Fritz welche Vielfalt an Designs und Farben der Kantönligeist in den ersten 60 Jahren hervorgebracht hat. Deshalb wollen die Initianten des Museums dieses bis anhin wenig beachtete Stück Schweizer Geschichte und Alltags-Kultur auch für die Nachwelt erhalten.

Seltener als Münzen und 
Briefmarken

Velonummern sind sogar noch wesentlich seltener als Briefmarken oder Münzen vergleichbarer Jahrgänge. Einige der ganz alten Kennzeichen sind nicht mehr auffindbar. Selbst von den letzten Jahrgängen sind vermutlich von keinem Kanton mehr als 500 Exemplare erhalten.

Zum Museum geht es nun hierlang: www.velonummern.ch

2014: Videos mit 20 Schweizer Promis

Premiere mit Promi- Videos im Verkehrshaus der Schweiz

Guess Who Videos” mit 20 Schweizer Promis und ihren Velonummern

https://www.velonummern.ch/guesswhovideos

Mit dem Verkehrshaus der Schweiz pflegen wir seit 1996 enge Beziehungen. Im Mai 2014 wurden wir
zu den «Road Days» eingeladen, an welchen Museen, Sammler, Vereine, Erfinder usw. an ihrem
eigenen Stand und mit Fachvorträgen im Auditorium einem breiten Publikum ihre Besonderheiten
rund um den Strassenverkehr präsentieren können. Anschliessend hatte unser Museum die Ehre, in
der Autohalle des Verkehrshauses während drei Jahren eine temporäre Ausstellung zum Thema
Velonummern zu zeigen.

Diese “Guess Who Videos” mit 20 Schweizer Promis und ihren Velonummern feierten an den «Road Days» in Luzern Premiere.

2012: Time Lapse Video; 850 Velonummern in 212 Sekunden

 

2012: Tagesanzeiger Online

4. Januar 2012 (Online)

Video: Ein Stück Geschichte in 212 Sekunden

Die Velovignette ist seit dem Jahreswechsel passé. Das letzte Kapitel der Geschichte der Velonummer schrieb die Schweiz 1988. Ein Film verewigt in 212 Sekunden 850 der Plaketten [LINK].

2011: Muttenzer Anzeiger, Pratteler Anzeiger, Birsfelder Anzeiger

18. November 2011 (Print)

Die Vignette ist Geschichte, es lebe die alte Velonummer

Die Velovignette wird abgeschafft.
Zwei Muttenzer lassen die ehemaligen Veloschilder wieder neu aufleben.

«Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp» ist ein Kinderlied aus der Zeit der Romantik, in dem eine Wassermühle sowie das Müller- und Bäckerhandwerk besungen wird. Nichts mit einer Mühle und mit Backwaren haben die ehemaligen Blechschilder an den Fahrrädern zu tun. Sie sorgten aber, nicht widerstandsfähig montiert, auf holprigen Strassen und Feldwegen dafür, dass die Drahtesel ganz schön klapperten.

Ab 1892 gaben die Kantone die ersten Veloschilder heraus [Anmerkung SVM: Diese Annahme hat sich 2023 als Irrtum erwiesen]. Deren Gestaltung oblag den Kantonen, sodass anhand des Erscheinungsbildes der zugehörige Bezirk erkennbar war. Als Material wurde zunächst vorwiegend Eisenblech, ab etwa 1920 Aluminium verwendet. Während anfänglich die Schilder erst teilweise jährlich neu herausgebracht wurden, wurde diese Massnahme ab den 1910er- beziehungsweise 1920er-Jahren allgemein üblich.

Fortlaufende Nummer

Jedes Schild enthielt eine fortlaufende Nummer, anhand derer der Besitzer identifiziert werden konnte. Von daher kommt der Ausdruck «Velonummer».

Um die 1950er-Jahre herum führten die Kantone nach und nach bis 1961 eine einheitliche Veloschild-Form ein. Es war ein Hochkant-Format, in das ein Kantonskürzel, die letzten zwei Ziffern des Ausgabejahres und eine Kontrollnummer in kleiner Schrift gestanzt waren. Es gab jeweils zwei Ausgaben pro Jahr, meist in rot für die Velos und in gelb für die Mofas …

Seit 1989 werden wegen der hohen Kosten statt Aluschilder selbstklebende Vignetten verwendet. Am 5. Oktober dieses Jahres hat der Bundesrat die Velovignette definitiv abgeschafft. Damit hat die Velonummer, wie sie bis ins Jahr 1998 hergestellt wurde, endgültig einen Kultstatus bekommen.

Weder im Verkehrshaus in Luzern noch in irgendeinem Staatsarchiv ist das typisch schweizerische Kennzeichen zu sehen. Das Verkehrshaus besitzt zwar eine Fahrradschildersammlung, doch ist diese nicht zur Schau gestellt.

Einzigartige Sammlung

Die in Muttenz wohnhaften Marco Fritz und Bruno Fischer machen im übersichtlich gestalteten Online-Shop «www.yearinitials.com» der Öffentlichkeit einen bedeutenden Teil der Schweizer Velogeschichte wieder zugänglich. Gezeigt werden aktuell über 1500 Schilder von 1906 bis 1988. «Ich habe einen Ausflug durch die Schweiz gemacht und dabei verschiedene Polizeiposten und Velohändler besucht», sagt Marco Fritz zu der einzigartigen Sammlung. Dem Verkehrshaus haben die beiden Muttenzer in den vergangenen Jahren über 300 fehlende Schilder geschenkt. Auf diese Aktion sind sie besonders stolz.

Die gesamte Sammlung umfasst rund 10’000 Velonummern. Etwa 6000 Dubletten bieten Marco Fritz und Bruno Fischer nun auf ihrer Webseite zum Verkauf an. Die Seltenheit, der geprägte Jahrgang, das legendäre Design, die etwas sonderbar anmutende Idee der Erfinder und die damit verbundene Swissness machen die Velonummer zum persönlichen Geburtstagsgeschenk, zu einem besonderen Souvenir oder zu einem gesuchten Sammelgegenstand.

«Die Sammlung ist lange ungenutzt geblieben», gibt Marco Fritz bekannt. Wenige Tage vor dem Entscheid aus Bern ging «www.yearinitials.com» online. Die grösste Schweizer Velonummerkollektion ist nun eine Sammlung wie ein Online-Shop in einem.

2011: 20 Minuten

13. Dezember 2011 (Print)

Der Countdown für Weihnachten läuft

Wer sich dem Stress im Einkaufszentrum am Vorweihnachtstag entziehen will, sollte sich bereits jetzt um die Geschenke kümmern. 20 Minuten hat seine Geschenke-Favoriten bereits zusammengestellt.

Nostalgie-Geschenke kommen vor allem bei älteren Familienmitgliedern gut an. Topaktuell sind die abgeschafften Velonummern. Der Online-Shop Yearinitials hat die Schilder gesammelt. Vielleicht findet man noch das Geburtsdatum von Vater oder Onkel – und dieser kann sich dann an die guten alten Zeiten erinnern. Ab ca. 100 Franken.

2011: Neue Luzerner, Urner , Schwyzer, Obwaldner, Nidwaldner, Zuger Zeitung

30. November 2011 (Print)

10 000 Velonummern

Kürzlich hat der Bundesrat die Velovignette abgeschafft. Umso mehr Kulturgut sind nun die Velonummern, die bis 1988 geprägt wurden, 1892 zuerst im Kanton Luzern [Anmerkung SVM: Diese Annahme hat sich 2023 als Irrtum erwiesen]. Der Basler Marco Fritz sammelte 10 000 Nummern, in allen Formen und Farben (rund 300 schenkte er dem Verkehrshaus). Eine Auswahl unter www.yearinitials.com

2011: BaZ Basler Zeitung

21. November 2011 (Print)

Ein rechteckiges Stück Schweizer Geschichte gerettet

Marco Fritz besitzt die grösste Velonummernsammlung der Welt

Er ist weder leidenschaftlicher Sammler noch fährt er besonders gern Velo. Und doch gehört dem 53-jährigen Marco Fritz die weltweit grösste Sammlung von Velonummern. Zum Retter dieses Stücks Schweizer Geschichte wurde der Muttenzer eher zufällig. «1986 habe ich in der Zeitung gelesen, dass die gepressten Veloschilder 1988 abgeschafft werden», erzählt der Familienvater. Damit war sein Interesse geweckt. «Es ist doch schade, so etwas typisch Schweizerisches einfach einzuschmelzen», sagte sich Fritz. Und er startete eine Art Einkaufstour. In der ganzen Schweiz hat er Polizeiposten und Velohändler auf der Suche nach Nummernschildern abgeklappert. «Ich war nicht mit dem Velo unterwegs», schmunzelt Fritz.

Bei der Polizei bekam er die Schilder gratis; bei einigen Velohändlern musste er sie bezahlen. Und sich interessante und weniger interessante Geschichten von früher anhören, als die Leute noch Nummernschilder an ihr Velo schraubten. Auch Inserate hat Marco Fritz aufgegeben – «in Zeitungen, die ich nicht einmal kannte». In zwei Jahren entstand auf diese Weise eine Sammlung mit 10 000 Veloschildern, fein säuberlich in Kisten verpackt. Damit besitzt Marco Fritz mehr Velonummern als das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Doubletten hat er dem Museum gratis überlassen.

Eine Schweizer Erfindung

Obligatorische Fahrradnummern existierten zwar auch in Belgien und Holland, wie Fritz herausgefunden hat. «Aber erfunden haben sie die Schweizer. » Als erster gab im Jahr 1892 der Kanton Luzern Schilder heraus [Anmerkung SVM: Diese Annahme hat sich 2023 als Irrtum erwiesen]. «1894 folgte Basel-Stadt», erzählt Fritz. Die ersten Versionen waren für mehrere Jahre gültig und aus Email gefertigt. Ab 1906 kamen jährlich neue Nummern heraus.

Die Sammlung zeigt den Kantönligeist. Bis 1959 hatte bei der Gestaltung jeder Kanton seinen eigenen Stil. So kamen rechteckige, runde und ovale Schilder sowie Exemplare in Form eines Trapezes oder eines Wappens auf den Markt; einige Kantone stellten Spangen aus Blech her. Auch Aluminium, Email oder Kupfer wurden zu Velonummern verarbeitet.

Während sich einige Kantone auf eine Hintergrund- und eine Schriftfarbe beschränkten, setzten besonders kreative – zum Beispiel die Tessiner – bis zu vier Farben ein. Ab 1960 wurde es plötzlich langweiliger. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie Fritz vermutet, wechselten sämtliche Kantone zur rechteckigen Form. Ab 1962 hatten alle Schilder einen roten Hintergrund und dasselbe Format von fünf mal acht Zentimetern.

Sammlung hat Lücken

Während aus sehr vielen Kantonen von den 50er-Jahren bis 1988 Kennzeichen aus jedem Jahr vorhanden sind, weist die Sammlung aus dem Wallis, den beiden Appenzell und dem Tessin Lücken auf. Dies ist im Internetshop ersichtlich, den Marco Fritz mit seinem alten Freund Bruno Fischer vor einem Monat aufgeschaltet hat.

2011: St. Galler Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Appenzeller Zeitung

21. November 2011 (Print)

Schilder einer Nation

Helvetische Errungenschaft; Die Velovignette ist abgeschafft. Dafür verkauft ein Sammler über das Internet ihren Vorgänger: Die Velonummer hat Kultpotenzial

Die Velonummer avanciert zum Kultobjekt. Schuld daran ist ein Basler, der seit langem auf diese helvetische Errungenschaft abfährt. Als Marco Fritz Ende der 80er-Jahre hörte, dass die roten Plaketten durch die selbstklebenden Velovignetten ersetzt werden, begann er alte Nummern zu sammeln. Er schaltete Inserate, fragte auf Polizeistationen nach, schaute bei Velohändlern vorbei – und trug so gegen 10000 Velonummern zusammen. 6000 Dubletten verkauft er nun über seine Homepage, die Shop und Archiv zugleich ist.

Viele Farben und Formen

Die Velonummer ist eine typisch helvetische Errungenschaft [Anmerkung SVM: Diese Annahme hat sich 2023 als Irrtum erwiesen]. Sie illustriert die schweizerische Haltung ganz hübsch: Wir wünschen uns Recht und Ordnung in allen Belangen – um dann zu jammern, dass Regeln, Vorschriften und Pflichten den Alltag unnötig erschweren. Das war schon 1890 so, als die ersten Kantone das Velonummern-Obligatorium einführten. Bald galt das Gesetz flächendeckend – und die Versicherung aller Drahtesel der Nation gegen Diebstahl und Schäden bei Unfällen war sichergestellt. Nur mussten die Velofahrer jedes Jahr die alte Nummer abschrauben und die neue montieren.

Etwas durfte allerdings nicht fehlen: der Kantönligeist. Am Anfang konnte jeder Kanton selber über die Gestaltung der metallenen Platten entscheiden. Die Folge war ein lustiger Wildwuchs an Farben und Formen …

Nummern für die Ewigkeit

Jedes Schild ist ein Unikat. Neben Kantonskürzel und Jahreszahl ist auch eine einmalige Versicherungsnummer aufgeprägt. Das mache die Velonummer zur guten Geschenkidee, findet Sammler und Geschäftsmann Marco Fritz. Jeder vor 1990 geborene Schweizer finde auf einer Velonummer nicht nur sein Geburtsjahr und seinen Heimatkanton, sondern halte auch etwas Spezielles in den Händen. «Es gibt nicht unendlich viele Schilder», sagt Fritz. «Es ist wie bei der Berliner Mauer: Wenn der letzte Stein verkauft ist, ist Schluss.» Schluss ist seit Oktober auch mit der Velovignette. Der Bundesrat hat sie abgeschafft, weil die meisten Velofahrer bereits genügend versichert sind. Marco Fritz ist das egal. «Die Vignette», sagt er, «war seit jeher unter meiner Sammlerwürde.» Er blieb den Velonummern stets treu. Zu gross war die Faszination für die aufwendig hergestellten Schilder, welche alljährlich ausgetauscht werden mussten. Es ist auch eine Faszination für ein Land, das Wegwerfgegenstände produziert, die für die Ewigkeit geschaffen sind.